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06.10.2023

Kinder- und Jugendhilfereferenten der Länder trafen sich in St. Pölten

Die Landesreferentinnen und Landesreferenten der Kinder- und Jugendhilfe haben nach einer Konferenz in St. Pölten mehrere Forderungen an den Bund gerichtet. „Wir haben heute insgesamt zwölf einstimmige Beschlüsse gefasst. Kein Kind soll in Armut in Österreich aufwachsen müssen“, sagte Niederösterreichs Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig in einer Pressekonferenz. Verlangt wurde durch die Länderkonferenz etwa eine Ausweitung der Studienplätze für Sozialpädagogik und Soziale Arbeit. Auch wurde eine "nachhaltige Finanzierung" der Frühen Hilfen gefordert.

 

In Bezug auf die „Frühen Hilfen“ meinte Königsberger-Ludwig: Ziel der „Frühen Hilfen“ sei es, in belastenden Lebenssituationen rasche, bedarfsgerechte, professionelle und niederschwellige Unterstützung zur Verfügung zu stellen. Die „Frühen Hilfen“ würden sich dabei in erster Linie an Schwangere und Familien mit Säuglingen und Kleinkindern bis drei Jahre richten, die sich in belastenden Situationen wie Überforderung, Armut, finanziellen Schwierigkeiten oder auch sozialer Isolation befinden würden, die vielleicht auch mit psychischen Problemen belastet seien. Die „Frühen Hilfen“ gebe es in Niederösterreich seit dem Jahr 2015 und seien mit Hilfe der Mittel des Bundes auf das ganze Bundesland ausgerollt worden. In diesem Zusammenhang laufe die 15a-Vereinbarung mit dem Bund mit Ende des Jahres aus und es brauche hier eine Weiterfinanzierung, um die multiprofessionellen Hilfen für Frauen auch in Zukunft anbieten zu können. 2022 seien in Niederösterreich 11.155 Kinder und Jugendliche (3,96 Prozent) von der Kinder- und Jugendhilfe betreut worden.

 

Im Hinblick auf die Fachhochschulen hob Landesrätin Königsberger-Ludwig hervor: Der Ausbau und die Finanzierung der Fachhochschulen für Ausbildungsangebote im Bereich Sozialarbeit für Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen müsse vom Bund verstärkt werden. Diese Ausbildung dürfe nicht zu teuer sein und den Studentinnen und Studenten müsste dieses Angebot im Rahmen der Studiengebühren ermöglicht werden. Die Anzahl der Ausbildungsplätze in den Fachhochschulen sollten erhöht werden, so Königsberger-Ludwig.

 

Landesrätin Doris Kampus aus der Steiermark führte aus: Die Corona-Pandemie habe viel Negatives bei unseren Familien ausgelöst. In der Steiermark könnten leider rund 2.000 Kinder nicht im Familienverband leben und es gebe 1.000 Pflegefamilien in ganz Österreich. Diese Pflegefamilien müssten noch besser unterstützt werden und es brauche unbedingt eine bessere sozialrechtliche Absicherung dieser Familien. Der Bund solle hier für einen einheitlichen hohen Standard in ganz Österreich sorgen. Dazu brauche es auch noch eine Kindergrundsicherung, welche die Bundesländer gemeinsam mit dem Bund entwickeln wollen. Dabei gehe es auch um den Zugang zu Bildung und Gesundheitseinrichtungen.

 

Kärntens Landesrätin Sara Schaar meinte: „Das Wohl unserer Kinder und Jugendlichen muss auch ein Bundesthema sein und es soll eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner auf Bundesebene geben.“ Zudem müsse die rechtliche Situation hinsichtlich Obsorge von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen beleuchtet werden. Sichergestellt werden solle nach Ansicht der Länder auch, dass die Pflege und Erziehung und gesetzliche Vertretung ab dem ersten Tag des Antreffens bis zur Zuweisung in die Landesgrundversorgung seitens des Bundes gewährleistet seien. Bei der nächsten Konferenz 2024 in Kärnten sollen u.a. die Prognose des Arbeitskräftebedarfs sowie Ausbildungsmöglichkeiten Thema sein, so Schaar.

 

In dieselbe Kerbe wie die drei Landesrätinnen schlugen auch ihre Kollegeninnen und Kollegen aus den anderen Bundesländern in den Beratungen. Burgenlands Landesrat Leonhard Schneemann meinte etwa im Rahmen der Konferenz: "Es ist unsere politische Aufgabe, die Schwächsten in der Gesellschaft – unseren Kindern und Jugendlichen – Sicherheit und Stabilität zu garantieren, um ihnen eine positive Zukunft ermöglichen zu können. Die Mitarbeiter:innen in der Jugend- und Sozialhilfe der Länder leisten hier großartige Arbeit, trotzdem bereitet uns der Personalmangel immer mehr Kopfzerbrechen. Hier sind kurz- und mittelfristige Maßnahmen von Seiten des Bundes mehr als überfällig, damit wir all jenen, die Unterstützung brauchen, diese auch angedeihen lassen können. Es ist unsere Pflicht dafür Sorge zu tragen, dass sich jedes Kind unter den besten Bedingungen, unter einer Minimierung jeglicher Störfaktoren, optimal entwickeln kann."

 

Auch Landesrat Michael Lindner aus Oberösterreich hielt deutlich fest: „Jedes Kind hat das Recht auf ein gelingendes Leben und echte Chancengerechtigkeit – unabhängig der finanziellen Situation der Eltern. Wir – die österreichischen Kinderschutz-Landesrät:innen – fordern die Bundesregierung erneut auf, ihre Verantwortung für die Kinder und Jugendlichen in unserem Land endlich wahrzunehmen und eine nachhaltige Existenzsicherung im Sinn einer österreichweiten Kindergrundsicherung für alle Kinder umzusetzen. Das hat sich unsere Jugend verdient – immerhin sind sie unsere Zukunft!


Kein Kind soll in Armut in Österreich aufwachsen müssen