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07.07.2022

Primärversorgungszentrum in Hollabrunn als Rezept gegen Kassenarztmangel

Roter Vorschlag: Nachnutzung der Volksschule Koliskoplatz als modernes Ärztezentrum

 

Hollabrunns Sozialstadtrat und Stadtpartei Chef Friedrich Dechant und der Göllersdorfer Bezirksvorsitzende Stefan Hinterberger sind sich einig: „Da die Volksschule am Koliskoplatz in absehbarer Zeit in den derzeit noch im Bau befindlichen Schulcampus Hollabrunn übersiedeln wird, sollten sich alle Verantwortlichen bereits jetzt über die Parteigrenzen hinweg für die Nachnutzung als Primärversorgungszentrum einsetzen.“ Das Duo will damit die ärztliche Versorgung in der Bezirkshauptstadt und folglich für den gesamten Bezirk Hollabrunn verbessern. Gleichzeitig sollen dadurch Kassenarztstellen für Ärzt*innen attraktiviert werden. Dass Handlungsbedarf besteht sind sich die beiden sicher, dies zeigen zum Beispiel die langen Wartezeiten bei Kassenfachärzten oder der Umstand, dass die Lungenfacharztstelle seit Monaten nicht nachbesetzt werden kann.

 

„Wichtig ist, das ein derartiges Projekt überparteilich angegangen wird“ setzt Dechant auf Zusammenarbeit und hofft auf Zustimmung der Bürgermeisterpartei und der Oppositionskolleg*innen zu seinem Vorschlag. Dass an dem Gebäude, das noch nicht barrierefrei ist, noch einige Umbauarbeiten durchzuführen wären sieht der Hollabrunner Sozialstadtrat nicht problematisch, sondern eher als Chance für heimische Betriebe. Wenn die Arbeiten regional vergeben werden, wäre dies auch gleichzeitig eine Investition in die regionale Wirtschaft und ein Beitrag zur Sicherung von Arbeitsplätzen in der Stadt bzw. im Bezirk Hollabrunn.

 

Die grundlegende Idee hinter einem Primärversorgungszentrum ist ein Zusammenschluss von Mediziner*innen an einem zentralen Ort, erklärt Hinterberger. Allgemeinmediziner und Fachärzt*innen arbeiten als gleichberechtigte Partner in Form einer Gruppenpraxis unter einem Dach zusammen und bieten gemeinsam mit Physiotherapeuten, Pflegekräften und Co. eine umfassende Basisversorgung – mit garantierter gegenseitiger Vertretung und längeren Öffnungszeiten. Dechant nennt weitere Vorteile: „Durch ein Primärversorgungszentrum wäre einerseits garantiert, dass eine hausärztliche Vertretung, die in der selben Praxisgemeinschaft ordiniert, die Krankengeschichte der Patient*innen bereits kennt und andererseits im Besten Fall sofort die Überweisung zum Spezialisten im selben Haus erfolgen kann“.

 

Ärzt*innen hätten den Vorteil nicht alleine eine volle Kassenstelle besetzen zu müssen, denn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für junge Ärzt*innen oft schwierig, da ein Kassenvertrag bestimmte Öffnungszeiten von frühmorgens bis spätabends vorschreibt. Zudem würde nicht jeder Mediziner zwingend eine eigene Praxis benötigen. Der Raum für ein Primärversorgungszentrum könnte zum Beispiel von der Gemeinde zur Verfügung gestellt und vermietet werden. Da Österreich im Dezember vergangenen Jahres zusätzlich 100 Millionen Euro im Rahmen des EU-Aufbauplans zugesichert bekommen hat, um die Primärversorgung noch weiter auszubauen und attraktiver zu machen, ist laut Hinterberger und Dechant gerade jetzt der ideale Zeitpunkt um ein Primärversorgungszentrum in Hollabrunn anzudenken: „Die Fördermittel seien derzeit so hoch wie nie, wenn man die wohnortnahe Gesundheitsversorgung gezielt und nachhaltig stärken oder innovative Versorgungsmodelle installieren möchte!“