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26.06.2022

Immense Bodenversiegelung in Bad Erlach

Ein Text von Gemeinderat Willi Brandstetter / Umweltsprecher der SPÖ Bad Erlach


Man hätte es ja ahnen können. Aber dass es so schlimm kommt auch wieder nicht, oder?

An einige Dinge hat man sich als BewohnerIn mittlerweile gewöhnen müssen, an die schier unendliche Bauwut in Bad Erlach, die ihresgleichen sucht, an die permanente Versiegelung von fruchtbarem Wiesen- und Ackerboden (der dadurch unwiederbringlich verloren ist – das heißt, dass dort nie wieder etwas gedeihen kann), an die Fällung von gesunden Bäumen, an das zu häufige Abmähen von blühenden Flächen und vieles mehr…


Sieht so die Zukunft unserer Gemeinde aus?

Doch nun wird wieder etwas als „Erfolg“ verkauft, was einer Klimabündnisgemeinde denkbar unwürdig ist: der neue Spar wird präsentiert. Allerdings gleicht die riesengroße Parkfläche bedauerlicherweise einer Betonwüste: Asphalt, Steine, Beton und Teer, wohin das Auge reicht. Die wenigen Jungpflanzen, die im Nachhinein gesetzt wurden, können die verfehlte Planung nicht ausgleichen. Auf diesem Parkplatz ist nicht nur unerträgliche Hitze im Sommer vorprogrammiert, die Gestaltung gleicht einem absoluten Retro-Projekt, das an Rückständigkeit nicht zu überbieten ist. Und das im Jahr 2022.


Bad Erlach erstickt im Beton – „Cui bono?"

Für diesen Megaparkplatz wurde sogar wieder eine angrenzende, blühende Wiese (Heimat für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge) versiegelt. Doch schon für den Bau der vorherigen Spar-Filiale wurden sämtliche wunderschöne Obstbäume gefällt. Dafür sollten unserer Meinung nach zumindest Ersatzpflanzungen stattfinden (auch wenn gesunde, blühende Bäume und Wiesen schwer zu ersetzen sind). Seitens des Herrn Bürgermeisters wurden 20 Baumpflanzungen auf diesem Parkplatz versprochen. Bis jetzt wurden jedoch nur 12 kleine Jungbäume gesetzt. Wie lange sie wohl der Hitze standhalten können? Nachfragen über den Verbleib der restlichen Bäume blieben leider bislang unbeantwortet. Daher fragen wir uns: Wie viel sind die Zusagen der ÖVP eigentlich wert? Wo bleibt das vielgerühmte und stets betonte Miteinander? Wo ist hier die Handschlagqualität? Kann man sich auf das Wort eines ÖVP-Funktionärs heute überhaupt noch verlassen?


Flächenfraß und Betonwüste anstelle wertvoller Grünflächen

Es scheint so, als habe man die Klimakrise immer noch nicht begriffen. Stets werden in Zeitung und Fernsehen zukunftsorientierte Vorzeigeprojekte beworben und umweltfreundliche Gestaltungsmöglichkeiten präsentiert. Doch dieser Parkplatz erfüllt das genaue Gegenteil, und ist keine Errungenschaft für das Ortsbild unserer Thermengemeinde. Attraktive Gestaltungsmöglichkeiten wurden in die Planung nicht miteinbezogen. Bewilligt wurde dieses Projekt 2021. Laut Raumordnungsgesetz wäre es der Gemeinde möglich gewesen, hier gestaltend mitzuwirken und lenkend einzugreifen. Stattdessen ließ man alles beim Alten und den Investor gewähren. Der Asphalt (Beton) wird sich aufheizen, und es wird vor allem im Sommer unerträglich heiß sein. Selbst kurze Aufenthalte auf diesem Parkplatz werden – besonders für ältere bzw. vulnerable Personen – alles andere als ein Wohlfühlerlebnis. Denn selbst die Bodentemperaturen werden im Sommer vor allem um die Mittagszeit immens sein. Man kommt also aus dem vollklimatisierten Geschäft zunächst auf den heißen Betonparkplatz und darf dann nach dem ersten Hitzeschock noch in das aufgeheizte Auto steigen. Glücklich jene, die noch mit dem Rad fahren oder ihre Einkäufe zu Fuß erledigen können.


Auch Sträucher wurden geopfert...

An das Wohl der Bevölkerung wurde bei diesem Projekt überhaupt nicht gedacht. Denn nur eine blühende, grün gestaltete Gemeinde dient der Allgemeinheit. Doch selbst die Sträucher neben der Schirmbar gehören bereits der Vergangenheit an. Hätten diese Sträucher die Parkplatzplanung gehindert? Haben sie gestört? Wem waren sie im Weg? Man wundert sich, wie wenig Weitsicht und wenig vorausschauendes (Mit-)denken bei jenen, die für diese Planung verantwortlich zeichnen, vorhanden war. Hier wurden wesentliche Punkte einer ökologischen Gestaltung komplett verabsäumt. Da helfen auch die Solardächer wenig. Wir vermissen außerdem sichere Wege für Fußgänger und Radfahrer (denn nicht jeder kommt per SUV).


Was folgt wohl als nächster Schildbürgerstreich?

Klimafitte, nachhaltige Projekte sehen anders aus. Grünflächen und Bäume sind das Um und Auf für eine moderne, zukunftsorientierte Gemeinde, die an die Zukunft der Kinder und Enkelkinder denkt, doch das dürfte die ÖVP immer noch nicht verstanden haben. Wieder wurde eine Chance vertan, klimagerecht und nachhaltig zu agieren. Es ist ja ganz nett, wenn man plakatiert „Bad Erlach setzt auf Bäume“ – wir fragen uns nur, wo? Deshalb fordern wir: Ersatzpflanzungen für die gefällten Obstbäume, die weiteren versprochenen Baumpflanzungen sowie mehr Grünflächen auf dem neuen Parkplatz, damit wir zumindest auf ein wenig Schatten im Hochsommer hoffen dürfen. Man darf gespannt sein, wie es in Zukunft weitergeht. Wir werden vor allem die nächsten Planungen (Billa-Erweiterung sowie Bahnhofsneugestaltung) kritisch unter die Lupe nehmen, damit solche Retro-Projekte sich nicht mehr wiederholen, sondern sich dorthin verabschieden, wo sie hingehören, nämlich in die Vergangenheit.


Freundschaft,

euer Willi Brandstetter!